Öffentlicher Vortrag im Rahmen des Seminars "Erziehung zur Menschlichkeit" Moses Mendelssohn hat sich in seinem philosophischen Hauptwerk Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum (1783) kritisch über Lessings Erziehung des Menschengeschlechts geäußert. Er weist dort die Vorstellung, dass es überhaupt einen Begriff der Erziehung des Menschengeschlechts geben könne, als unbewiesene Spekulation zurück; zugleich warnt er vor dem Schmieden solcher Hypothesen. Ungeachtet von Mendelssohns Zurückweisung der Schrift nach Lessings Tod und der Verkennung seiner Zeitgenossen, die in der Erziehungsschrift eine Hinwendung zur aufgeklärten protestantischen Geschichtsphilosophie zu sehen vermeinten, erscheinen Lektüren der neueren Forschung produktiv, die darin im Gegenteil eine Kritik der geschichtsphilosophischen Spekulationen seiner Zeit erkennen. So sieht Lessing genau wie Mendelssohn das Judentum in einem engen Zusammenhang mit dem Christentum, wobei er ersterem jedoch, im Unterschied zur traditionellen christlichen Auffassung, eine von Christus unabhängige und unabgeschlossene Entwicklung zuschreibt. Im Anschluss an die neueren Forschungen von M. Fick, U. Goldenbaum, F. Vollhardt und zahlreichen anderen analysiert der Vortrag Lessings Erziehungsschrift vor dem Hintergrund seines Dialogs mit Mendelssohn und mit Seitenblicken auf sein, dem Freund gewidmetes Drama Nathan der Weise (1779) auch in seiner spezifischen literarischen Form. PD Dr. Hans-Joachim Hahn, Gastprofessor für Jüdische Kulturgeschichte im Sommersemester 2024, Universität Augsburg
Voraussetzung: keine
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