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Studium generale: Sümpfe und Moore - Kulturgeschichte / Sumpf der Großstadt: Das Berlin der 1920er J

Vortragsreihe in Kooperation mit der Universität Augsburg und dem Kulturamt der Stadt Augsburg Die Redensart vom ,Sumpf der Großstadt‘ impliziert auch wertende Zuschreibungen wie Moral- und Sittenlosigkeit oder schlicht die Auflösung bürgerlicher Konventionen. Bereits in der Bibel wurde das mesopotamische Babylon (hebräisch Babel) als ein Hort des Lasters, der Hurerei und der Sünde beschrieben. Mit Blick auf die Moderne gilt vor allem das Berlin der 1920er und frühen 1930er Jahre als eine nicht nur pulsierende und wachsende Metropole, sondern auch als Inbegriff des Lasters und der Dekadenz, ja als eine Art neuem ,Babel‘. In diesem Sinne vermerkt Klaus Mann über die damals nach London und New York drittgrößte Stadt der Welt: "Ich bin Babel, die Sünderin, das Ungeheuer unter den Städten. Sodom und Gomorra waren nicht halb so verderbt, nicht halb so elend wie ich! (...) Das Berliner Nachtleben, Junge-Junge, so was hat die Welt noch nicht gesehen! Früher mal hatten wir eine Armee, jetzt haben wir prima Perversitäten!" Tatsächlich markieren die militärische Niederlage im Ersten Weltkriegs und der anschließende Untergang des Kaiserreichs auch das Ende der im kaiserzeitlichen Deutschland vorherrschenden gesellschaftlichen Restriktionen, Konventionen, Sitten und bürgerlichen Moralvorstellungen. Mit Gründung der Weimarer Republik schien plötzlich alles erlaubt und die Reichshauptstadt avancierte rasch zum Zentrum einer vermeintlich ungehemmten Vergnügungssucht, sexueller Ausschweifungen und ausufernden Kriminalität. Am Beispiel des ,Großstadtsumpfs‘ Berlin sollen im Rahmen des Vortrags die damaligen Entwicklungen und Umbrüche vom Ende des Kaiserreichs bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten aus einer kulturgeschichtlichen Perspektive nachgezeichnet und kritisch bewertet werden. Zur Person: Stefan Paulus studierte Neuere und Neueste Geschichte, Kunstgeschichte und Klassische Archäologie an den Universitäten Augsburg und Regensburg. Nach der Promotion (2005) mehrjährige Tätigkeit am Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg. Die Habilitation erfolgte im Jahr 2018. Derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter und Privatdozent am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Augsburg. Forschungsschwerpunkte: Deutsche und Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Universitäts- und Kulturgeschichte, Geschichte der deutsch-amerikanischen Beziehungen.
Zielgruppe: andere Adressatengruppen (ab 2018)

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